Karel Lambert portait web« Heute schon die Welt verändert? » bei Karel Lambert von AKABO

Lebensqualität und Freiheit - Kleider frei von so vielem was Mensch und Umwelt belastet: Vor drei Jahren hat Karel Lambert AKABO in Luxemburg gegründet. Er erzählt uns heute, wie es dazu kam.

2015 haben wir mit dem AKABO-Bus begonnen, da es unser Wunsch war, fair gehandelte und nachhaltig produzierte Kleider auch in Luxemburg anzubieten, denn diese Produkte sind hier schwer zu finden. Deutschland beispielsweise, ist uns in dieser Thematik 10 bis 15 Jahre voraus…

Im Vorfeld haben wir uns natürlich gründlich informiert, da wir Wert darauf legen, gute Ware anzubieten und Kleidung der besten Labels einzukaufen. Was ich damit meine: die Labels die Sie in unserem Laden finden, erfüllen die strengsten Kriterien. Das sind vor allem folgende Labels: GOTS (Global Organic Textile Standard), Fair Wear Foundation und Fairtrade. Wir haben auch kleinere Labels im Angebot, wie z.B. ein kleines deutsches Label, das zwar nicht fair-zertifiziert ist, doch mit zertifizierter Biobaumwolle und in einem kleinen Nähatelier in Deutschland arbeitet. Ein anderes, ebenfalls deutsches Label ist „room to roam“ – eine frühere Mitarbeiterin von Hugo Boss hat dieses Label gegründet, weil sie eben auch etwas verändern wollte. Diese sogenannten „kleinen“ Produzenten kennen wir dann auch persönlich, was für uns eine zusätzliche Garantie ist.

Fair Wear Foundation logo 2Eine größere Marke, die bereits in anderen Kleiderläden in Luxemburg verkauft wird (was ja auch Ziel der Bewegung ist, genauso wie einst beim Fairtrade-Kaffee, -Schokolade, -Bananen und Co.) ist „armed angels“. Dieser Name bringt auch im Ganzen 4 Kleiderkollektionen auf den Markt (eine Winter- und Sommerkollektion, sowie zwei kleinere Zwischenkollektionen). Andere Marken bieten beispielsweise „nur“ zwei Kollektionen an.

Es geht ja nicht nur um fair gehandelte und nachhaltig produzierte Ware, sondern auch darum, weniger zu konsumieren. Auch hier sollte ein Umdenken stattfinden… was aber sicherlich nicht so einfach zu erreichen ist und noch Zeit braucht! Ich habe in diesem Sinn auch nicht wirklich eine „Händlerlogik“, wenn ich meinen Kunden rate: „Kaufen Sie das Stück nur, wenn Sie es auch wirklich tragen werden!“ – „Brauchen Sie wirklich zwei Jacken?“ (lacht) Es gibt Personen, die mir sagen, ich sei kein guter Verkäufer, aber es geht mir ja auch um bewusstes Einkaufen und um Nachhaltigkeit.

Bevor wir den AKABO-Bus mit Ware „ausstaffieren“ konnten, besuchten wir beispielsweise die INNATEX (Internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien) in Frankfurt, eine Messe für „alternative“ Textilhändler. Dazu muss ich sagen, dass es sehr angenehm ist, mit diesen Lieferanten zu arbeiten. Da wir erst am Anfang unseres Handels standen, sind die Lieferanten uns ein Stück weit entgegen gekommen. Die Ware muss man ja generell ein Jahr im Voraus bestellen und auch bezahlen können… das ist schon ein ziemlicher finanzieller Druck…, vor allem am Anfang. Deswegen haben wir zuerst mit dem Bus begonnen. Wir waren viel auf Festivals unterwegs oder standen auf dem Parkplatz der NATURATA-Läden (an dieser Stelle ein herzliches Danke schön an NATURATA, dass wir so anfangen konnten), weil dort eine „aufgeklärtere“ Kundschaft einkauft.

still not loving big companies picture 2Vorab hatten wir selbstverständlich einen Business-Plan erstellt und konnten auch, dank etika, von einem subventionierten Zinssatz bei der Bank profitieren.

Unser Ziel ist es, in ein paar Jahren, von unserem Kleiderladen leben zu können. Im Moment haben wir den Laden hier, im Bahnhofsviertel (was zwar „nur“ Zone 4 ist, von den hauptstädtischen Geschäftszonen aus gesehen), aber es ist ein alternatives Viertel, mit einigen interessanten neuen „etwas anderen“ Läden eben. Naturwelten (aus Bonnevoie – mit Naturwelten haben wir uns getraut, den Laden aufzumachen) hat jetzt entschieden, nur noch in Bonnevoie zu sein, so dass wir jetzt eine größere Fläche zur Verfügung haben.
Der AKABO-Bus fährt zusätzlich noch, allerdings erst ab März, also jetzt wieder – denn im Winter ist es zu kalt und feucht.

Was hat Sie motiviert, diese Initiative zu gründen? 

2002 habe ich eine Weltreise gemacht, und war u.a. auch in Asien, z.B. in Indonesien, unterwegs, und habe mit eigenen Augen gesehen, wie die Textilindustrie funktioniert. Ich stamme aus einer Bauernfamilie (mein Bruder ist Biobauer), d.h. ich bin seit Kindesbeinen gewohnt, mit der Natur zu leben und zu versuchen, diese zu bewahren.

Ich hatte eine gut bezahlte Arbeit, die ich gerne gemacht habe. Nach meiner Weltreise entstand dann der Wunsch, etwas Neues anzugehen, aus der Überzeugung heraus, etwas verändern zu wollen und etwas Sinnvolles zu schaffen. Es gab damals in Düdelingen einen kleinen Laden, der fair gehandelte und nachhaltig hergestellte Kinderkleidung anbot, aber leider, aus unterschiedlichen Ursachen, schließen musste. Wir merkten, dass es in Luxemburg wohl eine Nachfrage nach fair gehandelter Kleidung gab. Ich wollte aber eher in Richtung Kleidung für Erwachsene gehen, nahm erstmals 3 Jahre unbezahlten Urlaub („Congé sans solde“), kaufte den Bus und startete das Abenteuer.

Später haben wir uns dann mit Naturwelten zusammen getan, und einen gemeinsamen Laden eröffnet. Natürlich dauert es wohl 3 bis 4 Jahre, bis ein solcher Laden richtig läuft, d.h. reelle Löhne ausbezahlt werden können. Aktuell haben wir eine Vollzeit-Angestellte im Laden und eine Angestellte im Bus. Für mich als „Chef“ fällt im Moment eher ein kleines Gehalt raus, weswegen dieses Projekt auch nur möglich ist, weil meine Frau eine feste Stelle hat… Immerhin gilt es auch für uns, die Familie zu ernähren.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie durch den AKABO- Bus und -Laden die Welt ein Stück verändern können? 

Ja, schon. Vor allem ist es schön, andern Menschen die Möglichkeit zu geben, sich daran zu beteiligen… AKABO füllt eine Marktlücke in Luxemburg und erlaubt den Menschen, auch hier in Luxemburg, fair gehandelte sowie nachhaltig produzierte Kleidung lokal einkaufen zu können, ohne aufs Internet zurückgreifen zu müssen.

Für uns ist wichtig, dass die Ware 100% aus zertifizierter Biobaumwolle hergestellt wird und dass nur bestimmte umweltschonende wasserlösliche Textilfarben benutzt werden, beispielsweise. Wir verkaufen auch Kleider aus Hanf, denn diese Materie ist umweltschonender als Baumwolle, da sie schneller wächst und weniger Wasser braucht.

Karel Lambert 2 webWie reagieren die Menschen auf den AKABO-Bus respektive –Laden? 

Was wir merken ist, dass in Luxemburg wohl eine Wille und eine Nachfrage nach dieser fairen und biologischen Textilware besteht, aber sie sollte bitte schön auch gefallen, also modisch, das heißt „fashion“ und „trendy“ sein.

Was Reaktionen von Kunden betrifft, kann ich folgendes Beispiel geben: wenn der Bus auf dem „Glacis“-Markt steht, kommt es schon mal vor, dass Kunden über die Preise der Kleider staunen. Verständlich, wenn sie auf einigen Ständen des Marktes einen Shirt zum Preis von 2,99€ einkaufen können, und sich dann gleich mal 7 Shirts zulegen, während sie im AKABO-Bus für ein einziges Shirt 19,90€ auf die Theke legen müssen. „Finden Sie das denn normal, 19,90€ für ein einziges Shirt zu bezahlen?“ fragt mich der Kunde, worauf ich entgegne: „Glauben Sie ernsthaft, es ist normal, nur 3€ für ein Shirt zu bezahlen? …wer bekommt denn hier einen gerechten Lohn für seine Arbeit, das Material und den Transport?“ Eigentlich bringt das die Leute meist zum Überlegen, und manchmal wählen sie dann die Option: weniger ist mehr! „Na dann kaufe ich mal ein Shirt, dessen Qualität zudem besser ist, anstatt 7 auf einmal, die ich eh nicht alle brauche…, und ich weiß wenigstens, unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde.“

Generell merken wir, dass die Kunden erfreut sind, dass es endlich auch ein modisches Angebot von fair gehandelter und nachhaltig produzierter Textilware in Luxemburg gibt. Mittlerweile gibt es ebenfalls ein vielfältigeres Angebot, was nachhaltig produzierte und/oder vegane Schuhe betrifft (ETHLETICS, VEJA, MELA WEAR), die wir eventuell auch ins Sortiment nehmen wollen.

Haben Sie das Gefühl, das es der breiten Öffentlichkeit in Luxemburg ein Anliegen ist, zu wissen, unter welchen Umständen ihre Kleidung hergestellt wird?
Der breiten Öffentlichkeit eher nicht, denke ich. Aber es gibt bei manchen Personen schon ein Bewusstsein dafür, und die Tendenz ist steigend, was positiv ist. Es ist ähnlich wie mit dem fairen und biologischen Handel – vor 10 bis 15 Jahren war es eher eine „Randbewegung“, heutzutage ist sie um so vieles breiter geworden. Eine viel größere Anzahl Menschen will wissen, wo und wie ihr Essen hergestellt wird, eine Mehrheit interessiert sich dafür, von was genau sie sich ernährt… Außerdem werden alle Informationen viel schneller verbreitet, dank der neuen Medien.

Vor kurzem war ich mit „Mud Jeans“ (www.mudjeans.eu) aus Holland auf einem Gymnasiumtreffen (www.interlycees.lu) über Kreislaufwirtschaft. Da fragte eine Schülerin: „Warum wird an unseren Schulen nicht schon ab dem 6. Schuljahr der Grundschule, oder spätestens ab der „Septième“ im Gymnasium über dieses Thema, also Kreislaufwirtschaft geredet? In den Schulen wird nur lineare Wirtschaft propagiert, und erst jetzt, in unserem vorletzten Gymnasiumjahr, auf „Deuxième“, erfahren wir, dass es auch eine andere Wirtschaft gibt…“ Ja, warum eigentlich?

Das ist ein schönes und wahres Schlusswort! Karel, vielen Dank für dieses interessante Gespräch!

 

 


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